Entwicklung deutscher Wohnraumtemperaturen mit intensiveren sommerlichen Hitzewellen

Teil 1: Meteorologie und Statistik

Hitzewellen in Deutschland haben sich nach 2000 deutlich gehäuft und verstärkt. Bezogen auf die vergangenen 50 Jahre fallen sieben von neun Jahren mit ausgeprägten Hitzeperioden seit 1970 auf 2003, 2006, 2010, 2013, 2015, 2018 und 2019. Die Kühlgradtage (CDD) haben sich von 70/Jahr im Fünfjahresmittel auf annähernd 140/Jahr verdoppelt und ihre Saison auf März bis November ausgedehnt.

Gesteigerte Erwärmung erfasst damit auch die Innenräume: Während frühere sommerliche Hitzeperioden die Wohnraumtemperaturen im Mittel um 2-3 K auf etwa 25°C angehoben haben (mit Ausnahme 2003), so war dieser Effekt mit 5 K in den Jahren 2015 und 2018 annähernd doppelt so stark. Gleichzeitig haben Hitzeepisoden erstmalig und ununterbrochen über mehr als drei Wochen angedauert. Damit einher geht ein nichtlinearer Anstieg der Häufigkeit extremer Wohnraumtemperaturen oberhalb von 29-30°C, nämlich annähernd um einen Faktor 10.

Diese klimatische Tendenz ist geeignet, notwendige sommerliche Wohnraumkühlung zum drängenden Leitthema der Wohnungswirtschaft zu machen. Flächendeckende bauliche und anlagentechnische Umbauten bestehender Wohnlandschaften sowie Modifikationen der aktuellen Baurichtlinien scheinen dringend geboten.

Teil 1 dieser Studie setzt die meteorologisch-klimatischen Tendenzen der vergangenen 50 Jahre in Zusammenhang mit statistischen Zufallsbeobachtungen sommerlicher Wohnraumtemperaturen der vergangenen 20 Jahre in Deutschland, dokumentiert im Wesentlichen deren typische Verteilungen nach 2000 und deren nichtlineare Veränderung – primär während ausgedehnter Hitzeereignisse – innerhalb der letzten Halbdekade.

Teil 2: Fallbeispiele für alte und moderne Bausubstanz

Teil 2 der Studie beschreibt anhand ausgewählter Fallbeispiele die differenzierte Hitzeauswirkung auf klassische und auf moderne Bausubstanz und zieht Schlussfolgerungen hinsichtlich des Zusammenwirkens von Klimaerwärmung und EnEV-Baustandards auf die Hitzebelastung der Bewohner.

Vorrangig dokumentiert die Studie systematisch eintretende Veränderungen im Sommerwohnklima und belegt deren steigende Relevanz für die Wohnungswirtschaft. Zunehmender sommerlicher Hitzestress wird zunehmend zu einer medizinisch relevanten Problematik, die auch öffentliche Daseinsvorsorge auf den Plan rufen und letztlich alle Immobilieneigentümer betreffen wird.  Betriebstechnisch und arbeitsrechtlich wird möglicherweise bald relevant, dass die Temperaturen in Wohn- und Arbeitsumgebungen häufig die zulässigen Obergrenzen überschreiten und somit zu Arbeitsverboten und Mietminderungsforderungen führen könnten.

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Sonderdruck aus HLH 9 und 10 2019

Quelle: www.hlh.de