Beprobungszyklus
Welche Arten von Legionellenuntersuchungen gibt es und wann werden sie durchgeführt?
Orientierende Untersuchung
- keine oder geringe Kontamination (KBE = Kolonienbildende Einheiten)/ 100 ml ≤ 100)
- mittlere Kontamination (KBE/100 ml > 100)
- hohe Kontamination (KBE/100 ml > 1.000)
- extrem hohe Kontamination (KBE/100 ml > 10.000)
Bei einer geringen Kontamination ist die nächste Untersuchung ebenfalls eine orientierende Untersuchung. Diese muss innerhalb der nächsten drei Jahre stattfinden. Liegt der Legionellenbefall bei mehr als 100 KBE/100 ml, ist zum einen das Gesundheitsamt zu informieren, zum anderen müssen auch die Mieter oder Miteigentümer über das Ergebnis der orientierenden Untersuchung informiert werden. Außerdem muss der Verwalter ankündigen, dass weitere Probenahmetermine erforderlich sind und zu diesem Zweck der Zugang zu den Wohnungen zu gewährleisten ist. Die weitergehende Untersuchung muss innerhalb eines Monats nach der orientierenden Untersuchung erfolgen und dient dazu, das Ausmaß der Kontamination genauer zu bestimmen sowie gezielte Sanierungsmaßnahmen zu ermöglichen.
Im Falle einer extrem hohen Kontamination sind sofortige Schutzmaßnahmen zwingend vorgeschrieben. Dazu gehört unter anderem ein sofortiges Duschverbot in allen Gebäudeteilen, die durch ein gemeinsames Warmwasserleitungssystem und/oder einen gemeinsamen Trinkwassererwärmer/-speicher mit Warmwasser versorgt werden.
Risikofaktoren
› Risikofaktor Größe:
Je größer das untersuchte Gebäude, desto höher die Wahrscheinlichkeit für einen auffälligen Befund mit mehr als 100 KBE. Bei lediglich sieben Prozent der kleineren Gebäude mit bis zu fünf Wohnungen fand sich eine positive Probe. Bei größeren Gebäuden mit mehr als 40 Wohnungen wiesen dagegen 39 Prozent mindestens eine positive Probe auf.
› Risikofaktor Leerstand:
Gab es in einer untersuchten Liegenschaft leerstehende Wohnungen, so waren 14 Prozent der Proben in dieser Liegenschaft positiv. Bei Gebäuden ohne Leerstand lag die Positivquote der Proben lediglich bei neun Prozent.
› Risikofaktor Temperatur:
Die Wassertemperatur ist ebenfalls ein Faktor, der die Verbreitung von Legionellen entscheidend beeinflusst. Am besten vermehren sich die Keime bei Temperaturen zwischen 20 °C und 50 °C. Deshalb sollte die Boilertemperatur mindestens 60 °C betragen. Beim Verbraucher sollte die maximal erreichbare Wassertemperatur immer noch bei 55 °C liegen. In den Wohnungen, wo dies der Fall war, lag die Befallsquote lediglich bei sechs Prozent. Lag die maximale Wassertemperatur jedoch unter 55 °C, wurde eine Befallsquote von 13 Prozent ermittelt.
Legionellenbefall – was nun?
Weiterhin beschreibt die Gefährdungsanalyse die möglichen planerischen, bau- oder betriebstechnischen Mängel (etwa Stagnationen oder kritische Bauteile) der Trinkwasseranlage. Das Ergebnis der Gefährdungsanalyse bildet die Grundlage für die Art und Reihenfolge der Desinfektionsmaßnahmen zur Beseitigung der Legionellen.
Vorbeugung: Gewusst wie
Weiterhin ist es empfehlenswert, selten benutzte Wasserhähne bei einer längeren Abwesenheit der Bewohner regelmäßig zu spülen. Die Temperatur des Kaltwassers darf nicht über 25 °C liegen. Verlaufen nicht isolierte Kalt- und Warmwasserstränge benachbart, entsteht ein lauwarmes Milieu, das ebenfalls einen idealen Nährboden für Keime darstellt. Bei der Installation von Kaltwasserrohren ist darauf zu achten, dass diese nicht unmittelbar neben dem Warmwasser- oder Heizungsrohr verlaufen. Wichtig ist auch, dass die Vorhaltetemperatur des Warmwassers über 55 °C liegt, da Legionellen ab 60 °C absterben. Als weitere Vorsichtsmaßnahmen empfehlen sich regelmäßige Entkalkung, häufige Reinigung oder der Austausch von Dichtungen und Perlatoren sowie der Einbau von Armaturen mit verminderter Aerosolbildung.
Alle Faktoren berücksichtigen!
Thermik als Basis
Eine chemische Desinfektion sollte erst dann zum Einsatz kommen, wenn alle anderen Mittel ausgeschöpft wurden und keine Wirkung gezeigt haben. Für die chemische Desinfektion werden bevorzugt Natriumhypochlorit, Chlordioxid und Wasserstoffperoxid verwendet. Das hoch reaktive Chlordioxid wird in das Wassersystem vor Ort eingespeist. Der Vorteil einer chemischen Desinfektion durch Chlordioxidsysteme liegt darin, dass auch der in Rohren festgesetzte Biofilm effektiv entfernt wird.
Die Ultrafiltration hingegen dient als vorbeugende Maßnahme bei Legionellen im Trinkwasser. Dabei wird keinerlei Chemie verwendet. Krankheitserreger, Partikel und Dreck werden durch spezielle Membranfilter beseitigt.
Ursachenforschung obligatorisch!
Die aus der weitergehenden Untersuchung abgeleiteten Maßnahmen müssen so terminiert werden, dass innerhalb eines Monats eine Nachuntersuchung durchgeführt werden kann. Ist die Nachuntersuchung erneut positiv, sind weitere Maßnahmen erforderlich und der Schritt wird wiederholt. Ist die Nachuntersuchung dagegen negativ, erfolgt nach drei Monaten eine Nachuntersuchung zur Kontrolle und eine weitere Nachuntersuchung nach einem Jahr. Sind auch diese Untersuchungen negativ, beginnt der nächste Zyklus nach drei Jahren wieder mit einer orientierenden Untersuchung. In jedem Fall sind die Nutzer des Gebäudes über die Art und den Umfang der geplanten Maßnahmen rechtzeitig zu informieren.